Neues Bauprojekt gestartet
Wohnprojekt für jüngere Schlaganfall-Betroffene
Ein Modell mit Signalwirkung: In Hamburg-Groß Borstel fiel der Startschuss für die zweite Wohn-Pflege-Gemeinschaft für jüngere Schlaganfall-Betroffene in Hamburg. Mit dem Neubau entsteht eines der wenigen Angebote in Deutschland, das Betroffenen den Weg zurück in ein selbstbestimmtes Leben ebnen soll. Bauherrin ist die Hildegard und Horst Röder-Stiftung, die Betreuung der Wohn-Pflege-Gemeinschaft erfolgt durch den Verein Haus für morgen.
270.000 Schlaganfälle pro Jahr – passende Angebote fehlen
Alle zwei Minuten verändert ein Schlaganfall ein Leben. Jedes Jahr trifft es rund 270.000 Menschen in Deutschland, darunter etwa 30.000 unter 55 Jahren. Für diese Jüngeren gibt es bislang fast keine geeigneten Wohn- und Pflegeangebote. Viele landen im jungen Alter im Seniorenheim, gemeinsam mit hochbetagten oder demenziell erkrankten Bewohnerinnen und Bewohnern.
Mit dem Projekt auf dem Gelände der Röder-Stiftung in Groß Borstel entsteht die zweite Wohn-Pflege-Gemeinschaft für jüngere Schlaganfall-Betroffene in Hamburg – ein Vorzeigemodell mit Strahlkraft weit über die Stadt hinaus. Es zeigt, wie diese Versorgungslücke geschlossen werden kann, und könnte Vorbild für weitere Einrichtungen in Hamburgs Quartieren und in ganz Deutschland werden.
Das Bauprojekt wird durch die Hamburgische Investitions- und Förderbank (IFB) sowie die Sozialbehörde der Freien und Hansestadt Hamburg gefördert. Für Planung und Bau hat die Röder-Stiftung das Architekturbüro Jan Klinker Architekten beauftragt. Die Bewohnerinnen und Bewohner erhalten jeweils eine separate Wohneinheit mit eigenem Sanitärbereich. Das Herzstück des Hauses ist der gemeinschaftliche Wohn- und Essbereich mit offener Küche und Wintergarten sowie Zugang zum großen Garten. Zudem stehen ein Therapie- und ein Hobbyraum sowie ein Gästezimmer zur Verfügung.
Mehr als Pflege: Förderung und Ansprache
„Es geht uns nicht nur darum, ein Zuhause, Gemeinschaft und Hoffnung zu geben. Unser Ziel ist es, die Bewohnerinnen und Bewohner zurück in ein selbstbestimmtes Leben zu begleiten“, sagt Christiane Holtappels, Geschäftsführerin von Haus für morgen e. V. „Menschen in diesem Alter brauchen mehr als Pflege. Sie wollen gefördert und gefordert werden, Ansprache bekommen und nicht auf Pflege und Mitgefühl reduziert werden.“
Katja Krupke, Geschäftsführerin der Hildegard und Horst Röder-Stiftung, erklärt: „Wir sind von dem innovativen Konzept von Haus für morgen absolut überzeugt und freuen uns, das neue Projekt auf unserem Stiftungsgelände realisieren zu können. Hier werden künftig zehn Menschen im Alter von bis zu 60 Jahren leben können. Die Einrichtung richtet sich an Schlaganfall-Betroffene, die für ein eigenständiges Leben (noch) zu eingeschränkt, für ein klassisches, stationäres Pflegeheim jedoch zu jung sind.“ Die Eröffnung in Groß Borstel ist für Ende 2026 geplant.
Der Verein Haus für morgen hat bereits 2020 in St. Georg die erste Wohn-Pflege-Gemeinschaft für jüngere Schlaganfall-Betroffene erfolgreich umgesetzt und damit ein Modell geschaffen haben, das bundesweit Schule machen könnte. Doch so groß der Erfolg auch ist: „Die politischen und finanziellen Rahmenbedingungen für solche innovativen Wohnformen sind nach wie vor unzureichend. Deshalb sind wir langfristig auf Unterstützerinnen und Unterstützer angewiesen, die unsere Vision mittragen. Jeder Beitrag gibt uns Planungssicherheit und hilft, diese neue Form des Zusammenlebens für jüngere Pflegebedürftige weiter auszubauen. Jede Spende bewegt mehr, als man auf den ersten Blick sieht. Für uns ist sie ein Zeichen: Wir sind nicht allein“, so Christiane Holtappels.
Über Haus für morgen e. V.
Der Verein Haus für morgen wurde 2017 von Barbara Wentzel gegründet, nachdem ihr Mann mit 55 Jahren einen Schlaganfall erlitt und es für jüngere Betroffene keine passende Versorgung gab. 2020 eröffnete in Hamburg-St. Georg die erste Wohn-Pflege-Gemeinschaft. Heute leben dort neun Menschen, die ihren Alltag wieder aktiv mitgestalten. Das Konzept verbindet professionelle Betreuung und Pflege mit echter Gemeinschaft und Alltagsgestaltung: von Kunst- und Musiktherapie über Yoga bis hin zu Einkaufsbegleitung. Ziel ist es, Betroffenen ein Leben in Würde, Gemeinschaft und Zuversicht zu ermöglichen – mit dem klaren Fokus: Schritt für Schritt zurück ins Leben.
Über die Hildegard und Horst Röder-Stiftung
Die gemeinnützige Hildegard und Horst Röder-Stiftung engagiert sich seit 1992 in der Metropolregion Hamburg für Menschen, die unverschuldet in Not geraten sind – sowohl durch direkte Einzelfallhilfe als auch durch die Förderung sozialer Projekte. Darüber hinaus ist die Röder-Stiftung im Rahmen ihrer Zwecksetzung auch im Bereich der Sozialimmobilien tätig und hat 2010 für ein Hospiz in Barmbek aus eigenen Mitteln ein neues Haus nach modernsten Anforderungen errichtet. Auch bei diesem Projekt war das Ziel, für die Bewohnerinnen und Bewohner einen Ort mit hoher Lebensqualität und einem fürsorglichen Miteinander zu schaffen. Menschen in Notlagen zu unterstützen, damit sie ein selbständiges und würdevolles Leben führen können - dies stand für das Ehepaar Röder bei Gründung der Stiftung im Mittelpunkt und leitet die Stiftungsarbeit seit mehr als 30 Jahren.